ABOUT

 

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Die Hände, bei Vollendung der Gedanken, beim Schreiben 

 

 

 

Lea Dietschmann ist eine hervorragende Künstlerin. Lea Dietschmanns Kunst bewegt sich zwischen Literatur und Performance, im Text in, im und um den Körper und im Fassen des Augenblicks im Text. Sie setzt sich mit den Übersprungsmomenten der Syntax auseinander und wertschätzt in ihrer Arbeit, den Zufall, auch in seinen Erscheinungsfomen des Tarots oder des Horoskops (schon in ihrer ersten künstlerischen Arbeit‚ ‚Hommage an jemanden, der in unser Leben treten und daraus wieder verschwinden wird’ entdeckte sie ihre Liebe für den Wahrsagevogelgeist von Niiieetzzzsche). In der Spannung von Eigenem und Fremden als Position im Kollektiv gräbt sie an den Grenzen der Medien. Alte recyclte Groschenromansprache trifft den Dialog mit Goethe, Sachbuchliteraturjargon hakt sich mit Achtsamkeitsleküre unter. Alles geht hier Hand in Hand. Lea Dietschmann interessiert aber auch gerade, was unseren Händen entgleitet. Das Internet, das virale Sprachsysteme und überheizte Beziehungsgeflechte schafft, ist ihr Spielfeld, in dem sie sich austobt, wie ein verwirrtes, aber höchst euphorisches Kleinkind. Ihren Mitteilungsdrang schiebt sie auf ihre Persönlichkeitsstörung. Sie entschloss sich eines Tages eher unter ihrer Kreativität zu leiden, die sie in der alltäglichen Ruhe störte. So macht sie stets das Beste aus der Situation, indem sie sich auch intellektuell mit den Prozessen beschäftigt, die sie sichtbar macht. Lea Dietschmann liebt die Worte und die Menschen dahinter. Sie würde sich einsperren oder verbrennen lassen, wenn sie damit den Erhalt der Worte auf der Welt sichern würde. Lea Dietschmann will immer Kontakt. Sie freut sich über jeden Kontakt, über Menschen, die ihr Geld geben wollen, damit sie etwas macht und Menschen, die Interesse haben zusammen zu arbeiten. Zwischen Freunden und Bekannten und Familie und Geldgebern und Künstlern und Kunstinteressierten ist ja heutzutage kaum noch ein Unterschied auszumachen. In ihrem Gesamtschaffen begrüßt sie alte und patriarchal geprägte Künstlermythen, indem sie sie beherzt mit dem Kollektiv vereidigt.  Sie findet, genial ist dafür gar kein Ausdruck. 

Lea Dietschmann feiert das Fest der Transparenz und erhofft sich so auch Anstöße für ein neues wirtschaftliches Denken geben, indem Ökonomie und Vertrauen sich die Hand reichen. Lea Dietschmann bezeichnet sich selbst auch als Facebook-künstlerin und sieht sich nicht als Begründerin dieser Bewegung, beansprucht jedoch den Begriff Facebookkunst (kurz genannt KKunst aus dem Mittelteil des Wortes) als zusammenfassendes Genre zumindest geprägt zu haben. Ihr bekanntestes Projekt „Zuhause-Kunst“  (HKunst) ist nicht mehr und nicht weniger als eine Einladung für Künstler_innen und alle, die sie als solche fühlen, ihre private Zuhausekunst dem Internet zu schenken. Sie versteht sich als Sammelbecken für alles Mögliche. Lea Dietschmann hat einen Hang zu langen Texten und eine Tendenz zum Tagebuch-haften. Behände wird das Tagebuch in den Tag verstrickt, wird der Tag in dem Buch verstrickt, wird das Buch in den Tag verstrickt und konfrontiert sie andere mit dem Tagebuchhit zum Mitsingen. Sie steigert  sich so stark in Metasprachen hinein, dass andere dazu auch nichts mehr zu sagen haben. Helft ihr finanziell oder ideell oder metaphysisch, jeder hat Hilfe verdient. Das wird man ja wohl noch mal sagen dürfen. 

In diesem Sinne verabschiedet sich Lea Dietschmann und wünscht einen schönen Aufenthalt auf dieser Seite.

Sie sind Teil von Allem.

 

Lea Dietschmann